Erinnerungskultur

Eine Erinnerung an Trudy Isenberg an einer Hauswand in der Hohlgasse


Das neue Graffiti der GCLS wurde am 06. August im Beisein des Besuchs aus Amerika von einigen ihrer Nachkommen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Erste Stadtrat Karl Vierheller hat die Gruppe aus Amerika und die Schülerinnen und Schüler der GCLS in Abwesenheit des Bürgermeisters stellvertretend empfangen. Betreut wurde das Projekt von Lea Kimmerle und Harald Höflein von der GCLS gemeinsam mit dem Künstler Jörn Heilmann. 

Auch dieses tolle Projekt der GCLS ist im Kontext der „Erinnerungskultur“ zu sehen: nach der Erstellung des Graffitis auf der Erinnerungsmauer im Jahr 2022, die an den Ehrenbürger der Stadt Julius Bendorf erinnert, hat die Projektgruppe der GCLS in diesem Jahr eine Hauswand in der Hohlgasse zur Erinnerung an Trudy Isenberg, geb. Bendorf, verschönert.

 

Bericht der Schule zur Vorstellung des Graffitis:

 "Gehobene Daumen, lächelnde Passanten und viel Lob: Das neue Erinnerungskulturgraffito in der Hohlgasse:

 Jugendliche der GCLS gestalten in der Projektwoche ein neues Graffiti zum Leben von Trudy Isenberg, geborene Bendorf, aus Ober-Ramstadt. In mehreren Workshops konzipierten die Jugendlichen ein Graffiti, das ausausgehend vom Leben der Holocaustüberlebenden Trudy Isenberg in den 30er Jahren eine starke Botschaft für Menschenrechte, Toleranz und Miteinander für Heute weitergeben möchte. 

Trudys Geschichte ist die Geschichte einer glücklichen Kindheit in Deutschland, die durch das NS-Regime jäh beendet wurde.  Nach 1933 folgt Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung. Nach der Pogromnacht in Ober-Ramstadt am 9. November 1938 bleibt ihr nur die Flucht. Inmitten der tagelangen Ausschreitungen in Ober-Ramstadt wird Trudy am 12. November 18 Jahre alt. Ihre Eltern können mit ihrem letzten Geld nur noch sie in Sicherheit bringen. Der Rest ihrer Familie überlebt den Holocaust nicht.

2012 werden in der Hammergasse Stolpersteine für sie und ihre Familie verlegt. Ihre Geschichte ist auch eine Geschichte für heute. Auch heute flüchten Menschen noch vor Verfolgung und Krieg, auch heute gibt es noch Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus.

Die Schüler der GCLS sind mit der Familie von Trudy bis heute noch in Kontakt und wollen mit der ihnen zusammen ein wichtiges Zeichen für heute geben, deswegen schließt das Bild der Schülerinnen und Schüler mit dem Symbol der Hände. Die Hände sollen ein Symbol der Inklusion sein, sie sollen den Zusammenhalt und das Miteinander zwischen allen Menschen darstellen.

Der Begriff von „Tikkun Olam“ auf dem Armband bedeutet „Die Welt heilen, bzw. die Welt reparieren“ und ist eine jüdische Tradition, die Trudy und ihrer Familie sehr wichtig war. Dabei geht es um Mitmenschlichkeit und Miteinander zwischen allen Menschen.

“We played together, we lived together we laughed together – until 1933” (Trudy Isenberg in einem ihrer Briefe an die Schülerinnen und Schüler 2016)."


Zur Webseite:

https://stolpersteine-ober-ramstadt.com/stolpersteingeschichten/moses-juli-und-gertrud-bendorf-eine-deutsche-familie

 

Auswahl von Reaktionen der Passanten 

Anwohner: „Ich finde das sehr schön, dass ihr das macht.  Das erinnert mich an meine Verwandten, die wegen des Krieges zwischen Pakistan und Indien fliehen mussten und auch mehr als 70 Jahre nicht mehr nach Hause zurückkommen konnten …“

Anwohnerin: „Das Graffiti erinnert mich an meine Familie, die mussten auch flüchten … „

Passantin mit Kinderwagen: „Mir gefällt das Graffiti sehr gut - ich finde es super hier an Toleranz und Miteinander zu erinnern – ihr könnt wenn es nach mir geht noch ganz viele Häuser so bemalen.“

Passant, mittleres Alter: „Ein schönes Graffiti! Das ist zur Pogromnacht, oder? Sehr gut gelungen!“

Eine ältere Frau mit Rollator: „Ich finde es sehr wichtig was ihr macht – Danke schön an euch alle!“


Welcome in the Town Hall. (Bild: GCLS Ober-Ramstadt)