Das Kuhfalltor und das Böllenfalltor
Was haben das Kuhfalltor in Ober-Ramstadt und das Böllenfalltor in Darmstadt gemeinsam?
Falltore dienten seit dem 17. Jahrhundert dazu, das Wild für die Jagd in einem Gebiet zu halten und so den Jagderfolg der Landgrafen zu erhöhen. Dies bezeugen das Kuhfalltor auf der einen Seite mit dem Böllenfalltor auf der anderen Seite.
Beide Tore bezeugen die Jagdleidenschaft der Landgrafen von Hessen-Darmstädter. Falltore dienten seit dem 17. Jahrhundert dazu, das Wild für die Jagd in einem eingezäunten Gebiet für die Jagd zu halten. Verschiedene Waldbezirke wurden daher umzäunt, damit das Wild nicht ausweichen konnte.
Diese „Fall-Tore“ (Lattentore) kann man noch im Alpengebiet sehen, wo Wanderwege durch Almen führen. Sie sind so konstruiert, dass sie nach dem Passieren automatisch wieder zufallen. Die Tiere können die Tore nur in eine Richtung aufdrücken und das eingezäunte Gebiet nicht mehr verlassen.
Das Kuhfalltor entlehnt seinen Namen von den angrenzenden Kuhweiden.
Das Gegenstück vom Kuhfalltor ist das Böllenfalltor – am Alter Darmstädter Weg – in Darmstadt.
Das Böllenfalltor entlehnt seinen Namen von den Pappeln am Wegesrand, die in südhessischer Mundart „Bellen“ oder auch „Böllen“ heißen.
Wenn man den Alten Darmstädter Weg hoch fährt zum Kuhfalltor, kann man besonders gut auf der linken Seite am Waldrand entlang noch einen Graben sehen. Der Aushub wurde in Richtung Wald angehäuft, so dass ein kleiner Wall entstand. Vor dem Graben, also in Richtung Feld/Weidefläche, wurde ein Holzzaun errichtet.
In den 1830er Jahren begann der Erbgroßherzog Ludwig, der spätere Ludwig III, in der Nähe des Parkplatzes „Kuhfalltor“ auf den Überresten eines steinzeitlichen Grabes eine luxuriöse Schutzhütte – ein Tempel auf sechs Säulen - errichten.
Weitere Informationen zu steinzeitlichen Hügelgräbern erhalten Sie im Wald im nächsten Wanderabschnitt.
In der Nähe des Jagdpavillons wurde zu Ehren des Erbauers die heute noch existierende „Ludwigseiche“ gepflanzt.
Der zunächst einstöckige Jagdpavillon wurde auf Erlass von Ludwig III. 1845 zu einem zweigeschossigen bewohnbaren Gebäude ausgebaut, damit dieser die Fernsicht trotz wachsender Buchen, weiterhin genießen zu können.
In den 1920er Jahren wurde der ausgebaute Jagdpavillon gerne als Jugendherberge genutzt und überstand zwei Weltkriege schadlos.
1946 geriet das damals herrenlose Gebäude wohl aus Unachtsamkeit in Brand, weshalb heute von der Anlage neben der Ludwigseiche nur noch ein kümmerlicher Rest eines Steinhaufens übrig, der durch eine Art Notdach geschützt ist, wie Gernot Scior vom Arbeitskreis für Heimatgeschichte Mühltal dem Darmstädter Echo verrät. (Darmstädter Echo vom 03. Januar 2022)
Heute steht die Grillhütte am Kuhfalltor in der Nähe der Überresten im Wald allen Bürgerinnen und Bürgern aus Ober-Ramstadt zur Anmietung offen.